Freitag, 11. Januar 2008

Die Marschrichtung festlegen

Ziemlich schnell nach Gründung eurer Band solltet ihr
innerhalb der Band einige, eventuell auch unbequeme
Diskussionen führen, in denen ihr wichtige Grundsatz-
entscheidungen trefft. Hinter diesen Entscheidungen
müssen alle – wirklich alle in der Band – hundertpro-
zentig stehen.

Ich hör euch förmlich: O Mann, Grundsatzentscheidun-
gen fällen. Das klingt überhaupt nicht sexy. Muss das denn
sein?


Oft wird Übereinstimmung aller Bandmitglieder in we-
sentlichen Grundsatzfragen stillschweigend von allen
vorausgesetzt. Aber gerade an Uneinigkeiten, die erst
später auftreten, zerbrechen viele Gruppen, bevor die
Karriere richtig losgeht, nachdem allerdings schon viel
Energie und Nerven, Geld und Zeit in das Projekt ge-
steckt wurden. Und, hey, sogar Zeit ist etwas Wichti-
ges, das man nicht verschenken sollte. Wir werden alle
nicht jünger und ewig glaubt euch die „junge Band“
niemand.

Unstimmigkeiten bei Kleinigkeiten sind meistens
Symptome für größere Probleme.


Typische Knackpunkte in Bands sind Uneinigkeiten
in Bezug auf scheinbare Kleinigkeiten wie Probenhäu-
figkeit, Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit einzelner
Bandmitglieder, was die Erledigung übernommener
Aufgaben angeht. Diese Kleinigkeiten haben aber im-
mer Ursachen. Und diese Ursachen bedeuten meistens,
dass es innerhalb der Band unterschiedliche Sichtwei-
sen bezüglich der grundsätzlichen Marschrichtung
gibt.

Grundsätzliche Lebenseinstellungen oder politische
Meinungen zum Beispiel spielen natürlich auch in Ent-
scheidungen hinein, die die Band betreffen. Deshalb
solltet ihr auch diesen Punkt frühzeitig bandintern
klären: Gibt es Geschäftspartner, Institutionen, Partei-
en, Unternehmen, mit denen ihr grundsätzlich nicht
zusammenarbeiten wollt? Ich kenne – und darüber bin
ich persönlich froh – z. B. viele Bands, die sich weigern,
zusammen mit rechtsradikalen Bands auf demselben
Festival zu spielen. Ich kenne aber auch Bands, die aus
politischer Motivation nicht mit bestimmten Medien
zusammenarbeiten wollen, und ich kenne Bands, die
nicht mit bestimmten Institutionen (z. B. Bundeswehr)
oder Unternehmen (z. B. Tabak- oder Alkohol-vertrei-
bende Unternehmen) zusammenarbeiten wollen. Zu
Sinn und Unsinn einer solchen Entscheidung möchte
ich nicht Stellung beziehen, das muss jeder für sich
entscheiden. Ich möchte euch nur empfehlen, darüber
möglichst frühzeitig Einigkeit in der Band herzustellen,
damit für alle Beteiligten auch hier klar ist, wo‘s lang
gehen soll. Und was eben nicht geht.

Sicher ist es nicht möglich, alle zukünftigen Probleme
innerhalb einer Band von vornherein zu klären, aber
wenn man für wirklich wichtige Punkte frühzeitig ge-
meinsam Richtungen und Vorgehensweisen beschließt,
kann man eine Menge Huzzle vermeiden. Und sei
es schlimmstenfalls, und ich meine schlimmstenfalls,
durch das Auswechseln einzelner Musiker, wenn de-
ren Standpunkte in wichtigen Aspekten zu stark von
denen der anderen abweichen.

Also: Jau, Grundsatzentscheidungen zu fällen, muss
sein.

Die Weichen frühzeitig zu stellen, erspart später
viele Reibungsverluste auf allen Ebenen.

In welcher Sprache werden die Songtexte geschrieben?

Eigentlich geht es in diesem Buch ja nur um Business-
Belange, in euren künstlerischen Part will ich mich
gar nicht einmischen. Weil aber zwei Acts sehr un-
terschiedlicher musikalischer Couleur und aus völlig
verschiedenen Generationen so deutlich in die gleiche
Kerbe geschlagen haben, möchte ich euch ihre State-
ments zum Thema Sprache der Songtexte hier dennoch
als Anregung zum Nachdenken mitschicken.

Sowohl Udo Jürgens als auch die Killerpilze plädieren
dafür, als deutschsprachige Band in deutscher Sprache
zu singen. Hier ihre Argumente:

Udo Jürgens: Als Künstler sollte man sehr genau
ausloten, worüber man singen, Geschichten
erzählen will, und sollte beim Texten alle Nuancen
einer Sprache ausreizen können. Im deutschsprachigen
Raum aufgewachsen, ist die deutsche
Sprache unsere Muttersprache, nur in ihr haben
wir die Chance, Gefühle, Zeitgeist, Kultur oder
Ängste authentisch und genau treffend auszu-
drücken – jeder englischsprachige Schuljunge ist
uns haushoch überlegen, wenn es darum geht,
dasselbe auf Englisch zu tun.


Uns fehlen die sprachlichen Nuancen und uns
fehlt der kulturelle Hintergrund des englischspra-
chigen Raums. Nur auf Deutsch haben wir un-
mittelbaren Zugang zu unserer Kultur, unseren
Gefühlen – und zu denen des Publikums. Es ist
sehr schwer, gute Songtexte zu schreiben und auf
Englisch ist es uns Deutschsprachigen fast un-
möglich.


Natürlich ist es verlockend, englische Texte zu
schreiben. Die Sprache ist viel süffiger, verführe-
rischer als das harte Deutsch. Englische Texte
lassen sich viel einfacher, melodischer singen.
Trotzdem rate ich davon ab. Auch schon deshalb,
weil man sich auf Deutsch beim Texten zwangs-
läufig mehr Mühe gibt – man weiß ja, dass jeder
im Publikum jedes Wort versteht.


Und die Killerpilze ergänzen:

Wir singen deutsche Texte, weil wir selbst in
Deutsch denken und fühlen – es ist halt unsere
Muttersprache. Zwar finden das einige vielleicht
uncool, aber deutsche Texte sind insgesamt im
Trend.


Außerdem ist es ein geiles Gefühl, wenn
Leute in Polen – wo wir eine CD veröffentlicht
haben – extra deutsch lernen, um unsere Texte zu
verstehen.

Profi oder just for fun?

Das müsst ihr unbedingt klären und zwar in einem sehr
frühen Stadium eurer Karriere: Wollt ihr Profis werden,
also die Musik zu eurem Beruf werden lassen und in
diesem richtig erfolgreich werden?

Oder wollt ihr just for fun Musik machen, ab und an
mal an Wochenenden auftreten, aber den Lebensunter-
halt eben von einem „anständigen“ Beruf bestreiten?
Diese Frage einstimmig innerhalb der Band beantwor-
ten zu können, ist eine ganz wichtige Entscheidung.

Ingo von den Donots sagte mir sogar, er empfinde diese
Entscheidung eigentlich als die wichtigste in ihrer ge-
samten Bandkarriere:

Das ist ein Punkt, der so vieles nach sich gezogen hat.
Für uns war klar, dass wir alle unbedingt Profi-Musiker
werden wollten. Deshalb konnten wir alle in jeder Bezie-
hung richtig Vollgas geben. Niemand überlegte, ob er ge-
rade Zeit hat, diese Show zu spielen, jene Extra-Proben
zu machen oder den Promo-Job da wahrzunehmen. Das
stand nie zur Diskussion. Und wir alle wollten dasselbe.
Immer und auf jeden Fall. Ich glaube, dieser unbedingte
Wille hat sich auch unserem Publikum und den Leuten
im Business mitgeteilt. Wenn man hinter einer Sache
richtig steht, strahlt man das wohl auch aus.

Welche Priorität hat die Musikerkarriere in eurem Leben?

Aus der grundsätzlichen Entscheidung, ins Profi-La-
ger wechseln zu wollen, ergeben sich weitere Fragen,
zu denen ihr Entscheidungen treffen – und euch an sie
halten müsst.

Der unbedingte Wille, als Musiker erfolgreich zu werden,
reicht leider nicht aus. Ihr müsst verdammt viel
Arbeit und Zeit und Engagement investieren, um alle
Hebel Richtung Erfolg in Bewegung zu setzen.

Fragt euch, wie viel Zeit ihr in die Gruppe investieren
könnt und wollt. Das bezieht sich auf Auftrittshäufig-
keit, mögliche Tourneedauer, aber auch auf Häufigkeit
und Intensität der Proben. Und vergesst nicht, dass
auch die Administration, die Promotion, die strategi-
schen Überlegungen, die Fanpflege, die Betreuung der
Website usw. Zeit kostet.

Seid ihr bereit, außer eurem musikalischen Engage-
ment auch Geld, Energie und Kreativität ins Artist De-
velopment eurer Band zu stecken? Wie viel Arbeit da-
rin steckt, eine Band aufzubauen, seht ihr schon daran,
wie viele Unternehmen nur dafür arbeiten und davon
leben, Bandkarrieren auf die unterschiedlichsten Arten
zu entwickeln.

Also macht euch klar, dass ihr viel ackern
und euch Gedanken machen müsst, wenn ihr
professionelle Ambitionen habt. Vergesst die
Idee, Pop-Star zu werden, einfach ganz schnell
wieder, wenn ihr dazu nicht bereit seid.


Für die meisten Musiker, die erfolgreich wurden, hatte
das sich als Musiker fühlen und die Bastelei an der Kar-
riere immer ganz klare A1-Priorität. Was zum Teil weit
reichende Konsequenzen hat, manchmal bis ins aller-
Privateste.

Timo Maas z. B. erzählte, dass ihm diverse
Zweierbeziehungen
wegen seiner Prioritätensetzung zerbrachen:

Seit über 25 Jahren stand für mich das Ziel – eigentlich
ein unerfüllbarer Traum – in UK ein angesagter DJ zu
werden, im Vordergrund. In England gab es damals
schon richtig großartige, angesagte DJs und eigentlich
war es utopisch, in ihrer Liga mitzuspielen. Aber für
die Erfüllung dieses Traumes habe ich alles andere, wirk-
lich alles, links liegen lassen. Mehrfach haben mich
Freundinnen vor die Wahl gestellt: „Ich oder die Kar-
riere“ und ich habe nie auch nur eine Sekunde lang über
meine Entscheidung nachdenken müssen. Es war immer
klar. Ich wollte Musik machen. Unbedingt und unter
allen Umständen.


Es kann natürlich auch mit etwas moderaterem zeitli-
chem Einsatz klappen, erfolgreich zu werden.

Die Killerpilze z. B. gehen durch die Bank noch zur
Schule und für alle im Team ist klar, dass sie trotz ihrer
Verpflichtungen als Musiker alle ihr Abi machen wer-
den. Jo meint:

Ja, gut, die Schule bremst schon die Band-Aktivitäten
ein bisschen, wir können längere Tourneen z. B. nur in
den Schulferien spielen, aber das Musikbiz ist so wankel-
mütig, dass wir alle nicht dafür unsere Chance auf gute
Ausbildungen aufgeben möchten. Und dank eines guten
Teams um uns herum kriegen wir das alles auch ganz
gut hin.

Viel blöder ist manchmal, dass wir noch nicht alle den
Führerschein machen dürfen, weil wir dadurch für
Fahrereien immer auf andere angewiesen sind. Aber
auch das lässt sich eben nicht ändern, die meisten von
uns sind halt einfach noch zu jung, um Auto fahren zu
dürfen.

Und mit Jos Hinweis auf die Ausbildung sind wir auch
schon beim nächsten Punkt:

Wovon wollt ihr leben, so lange ihr es von der Musik nicht könnt?

Ganz wichtig. Geld allein macht zwar nicht glücklich,
aber seine Anwesenheit beruhigt ungemein. Und auch
für den einen oder anderen Karriere-Schubs ist es aus-
gesprochen sinnvoll, einigermaßen flüssig zu sein, um
in die Band investieren zu können.

Wenn ihr tatsächlich darauf hinarbeiten wollt, von den
Erlösen aus eurer Musik zu leben, solltet ihr euch auch
Gedanken darüber machen, wovon ihr in der Zwis-
chenzeit euren Lebensunterhalt bestreitet.

Eine finanzielle Absicherung macht Kopf und
Herz frei für die Musik.


Peter Maffay brachte es auf den Punkt:

Ganz wichtig ist es, über Geld offen zu sprechen und in-
tern alles zu regeln. Außerdem muss man sich Sicher-
heiten schaffen. Sicherheiten, die mir Zeit schaffen und
den Kopf frei machen für die Musik, das Aufnehmen des
Zeitgeistes, zum Glücklichsein, zum Erspüren von
Konstellationen und die Bildung des richtigen Teams
um mich herum. All das geht nicht, wenn man enorm
unter Gelddruck steht.


Prima wäre ein Job, der euch zeitlich flexibel bleiben
lässt, damit ihr auch relativ kurzfristige Band-Termine
wahrnehmen könnt, ohne vier Monate vorher Urlaub
beantragen zu müssen. Gut wäre natürlich auch, wenn
euch euer Job nicht so viel Zeit und Energie nimmt, dass
ihr dann regelmäßig völlig groggy zur Probe kommt
oder keine weiteren Aufgaben in der Band mehr über-
nehmen könnt.

Und ein weiterer Punkt zum Nachdenken: Man be-
wundert ja oft Menschen, die für einen Lebenstraum al-
les auf eine Karte setzen. Sie gelten als wagemutig und
ihrer Sache sehr, sehr sicher. Ok. Aber etwas „spießige-
re“ Naturen würden solch eine Lebenseinstellung nicht
mutig, sondern leichtsinnig nennen. Ein Pokerspiel, bei
dem man viel verlieren kann.

Also zieht zumindest mal in Erwägung, auch einen Be-
ruf zu erlernen, auf den ihr zurückgreifen könnt, wenn
es mit der Musikerkarriere, sagen wir mal, nur 40-
prozentig klappt. Es entspannt immer ungemein, eine
Alternative zu haben, wählen zu können, wenn etwas
nicht so toll läuft.

Wenn man darauf angewiesen ist, dass die eine Sache
unbedingt klappt, auf die man sich versteift hat, wird
man verspannt, unfroh und völlig unlocker. Und ver-
bissene Musiker strahlen überhaupt kein Charisma aus,
sondern eben nur – Verbissenheit. Durch einen zusätz-
lichen, anderen Beruf schafft ihr euch also nicht nur
eine berufliche Alternative, sondern fördert auch eure
Musiker-Karriere, weil ihr dafür sorgt, dass ihr einiger-
maßen gelassen an das Musikbiz herangehen könnt.

Ziele setzen und das Projekt "Bandkarriere" managen

Nehmen wir mal an, ihr seid euch einig darüber, dass
ihr Profi-Musiker werden, vom Musik-Machen leben
wollt. Dann ist das das Festland am Horizont, das ihr
mit eurem Band-Schiff erreichen wollt.

Dass dieses Festland weit weg ist und die See auf dem
Weg dahin stürmisch, sollte euch klar sein. Und dass
Karrieren wie der Band Traumtänzer im Vorwort dieses
Buches eben ins Reich der Märchen gehören, ist euch
sicher ebenfalls klar.

Und weil diese Reise lang und beschwerlich ist, müsst
ihr klug planen, welche Häfen ihr unterwegs anlauft,
und euer Schiff geschickt steuern, immer auf Kurs
bleiben und gegensteuern, wenn ihr von der Route ab-
kommt. Sonst havariert euer Bötchen unterwegs und
eure Bandgeschichte ist genau das: Geschichte.

Formuliert also zur Erreichung eures Hauptziels Un-
ter-Ziele und legt Zwischenziele – Meilensteine – fest,
die ihr auf dem Weg zu den kleinen und großen Zielen
erreichen wollt.

Achtung: Zielsetzungen sind nicht zu ver-
wechseln mit Wunschäußerungen.


Eine Wunschäußerung ist z. B. „Wir wollen mit unserer
Band reich und berühmt werden“. Aaah ja... Was ge-
nau heißt „reich“? Villa mit Swimmingpool und Butler,
Porsche neben der Harley in der Doppelgarage? Oder
heißt „reich“ schon, genug Geld zum Leben zu haben?

Und was bedeutet „berühmt“? Wenn euch die drei Ty-
pen aus der Nachbar-Kneipe als die Jungs wiederer-
kennen, deren Konzert sie neulich im Jugendzentrum
gesehen haben, oder fängt „berühmt“ beim Star-Schnitt
in der BRAVO an?

Und bis wann wollt ihr „das“ erreicht haben? Wollt ihr
wohlsituiert in Rente gehen oder schon mit 30 ausge-
sorgt haben?

Der Wunsch „ Wir wollen mit unserer Band reich und
berühmt werden“ als Ziel formuliert könnte also z. B.
lauten: Von heute ab in acht Jahren wollen wir alle mit
der Band auf jeden Monat umgebrochen pro Person
3.000 Euro verdienen und auf dem Bandkonto 50.000
Euro zur Verfügung haben, um sie in die weiteren Kar-
riereschritte investieren zu können. Wir wollen bis da-
hin ... Tonträger veröffentlicht haben, von denen min-
destens drei Alben in den Top 20 der deutschen Charts
waren. Auf dem internationalen Markt wollen wir bis
dahin erreicht haben: ... Diese Festivals wollen wir bis
dahin gespielt haben: ... Mit diesen Bands wollen wir
bis dahin auf einer Bühne gespielt haben: ... usw.

Seid so genau wie möglich bei eurer Zielfor-
mulierung. Und zwar sowohl bezüglich der
Zielformulierung an sich als auch der Termi-
nierung.

Und als Nächstes überlegt, welche Meilensteine ihr bis
wann erreicht haben müsst, um euch euren Zielen zu
nähern.

Macht eine Art Fünf-Jahresplan und formuliert Ziele
und TO DOs besonders für die nahe Zukunft – also z.B.
für das nächste Jahr – so detailliert wie möglich.

Bei Einzelaufgaben solltet ihr auch die für die Umset-
zung verantwortliche(n) Person(en) benennen.

Mit einem solchen geplanten Vorgehen macht ihr eure
Karrierefortschritte für euch kontrollierbar und gege-
benenfalls korrigierbar. Ihr dümpelt nicht einfach so
von Tag zu Tag und guckt, was so kommt. Stattdessen
habt ihr bei Meilenstein-Terminen konkrete Anlässe,
die nächsten Schritte in die Wege zu leiten, an Einzel-
punkten mehr Gas zu geben und mit einer gesunden
Distanz zum eigenen Tun über eure Karrierefortschritte
zu reflektieren.

Wenn Ziele bzw. Meilensteine nicht im ge-
steckten Zeitrahmen erreicht worden sind, un-
tersucht, warum nicht.


Schluderei Einzelner oder aller?

Konsequenz: Beim nächsten Mal weniger schludern
oder eure Schludrigkeit gleich in die Zeitplanung ein-
beziehen. Es ist illusorisch zu glauben, man könne bei
der Arbeit für eine Band die Charaktere der Einzelnen
soweit verändern, dass z. B. aus einem notorischen Zu-
spät-Kommer ein superpünktlicher Mensch wird. Re-
alistischer und für alle mit weniger Stress verbunden
ist‘s, dessen regelmäßige Unpünktlichkeiten ins Kon-
zept einzukalkulieren.

Oder lag das Nichterreichen des Ziels an schlechter
Vorplanung?

Wenn das Zwischenziel z. B. gelautet hat, dass das ge-
samte Werbematerial bis zum Termin X fertiggestellt
und vervielfältigt sein soll: Habt ihr bei der Planung
die Zeiten realistisch einkalkuliert, die eure Druckerei
zur Litho-Erstellung und zum Druck inklusive Trock-
nen der Druckergebnisse oder der Fotograf zur Ent-
wicklung der Fotos benötigen?

Oder habt ihr eure Situation am Markt falsch einge-
schätzt?

Habt ihr vielleicht immer nur die positiven Resonanzen
auf euer „Konto“ gebucht und die negativen verdrängt?
Habt ihr in eurem musikalischen Elfenbeinturm geses-
sen, euch eure eigene Musik so lange „schön gehört“,
bis ihr sie völlig klasse fandet, ohne Rückmeldungen
anderer Leute einzuholen? Seid ihr nach drei Konzer-
ten, in denen ihr euch selbst ganz toll fandet, ein bis-
schen abgehoben und nachlässig geworden und wun-
dert euch nun, dass beim vierten Konzert der Applaus
doch etwas mager ist und kaum begeisterte Zugaben-
rufe kommen? Habt ihr vielleicht kurzzeitig vergessen,
dass die Erde einige Milliarden und nicht einige hun-
dert Bewohner hat, weil ihr euch nach immerhin fast 20
Konzerten mit jeweils 50 bis 150 durchaus begeisterten
Zuschauern wundert, warum die Plattenfirmen und
Journalisten noch nicht bei euch vor der Tür Schlange
stehen?

Ihr wisst, was ich meine. So prima es für das Selbstbe-
wusstsein und die souveräne Ausstrahlung einer Band
ist, das Gefühl zu haben, man sei ganz schön gut und
auch schon ganz schön berühmt. Ab und an ist‘s durch-
aus sinnvoll und wichtig, mal wieder auf den Teppich
zu kommen, um den Blick für das wirkliche Leben nicht
zu verlieren und um den eigenen Status am Markt halb-
wegs richtig einzuschätzen.

Weiterer Vorteil eines solchen Projektmanagements: Ihr
strukturiert eure Arbeit durch, ihr bringt die einzelnen
Schritte in sinnvolle inhaltliche und zeitliche Abläufe.
So hat jeder Einzelne immer wieder die Möglichkeit zu
überprüfen, ob man noch im Zeitplan ist, ob einzelne
Sachen nun aber wirklich ganz schnell erledigt werden
müssen und um zu checken, ob der Zeitraum, den ihr
für einzelne Schritte angesetzt habt, zu lang oder zu
kurz bemessen war.

Bei falscher Zeitplanung müsst ihr halt eure nächsten
Zieltermine entsprechend nach vorn oder hinten ver-
legen. Dafür wisst ihr aber beim nächsten Mal, wenn
ähnliche Aufgaben anstehen, eure Zeitplanung realis-
tischer zu gestalten. Ihr nähert euch also durch das für
Menschen durchaus übliche Handlungsprinzip von
Versuch und Irrtum immer mehr einem professionellen
Zeitmanagement an.

Aufgabenverteilung in der Band

Kennt ihr dieses Szenario, wenn es – egal was – für die
Band zu tun gibt?
„Hey, wir müssten unbedingt mal...“
„Ja, stimmt, das müssen wir echt machen.“
„Klar, machen wir.“

Eine Woche später:
„Sagt mal, habt ihr eigentlich...?“
„Ich? Ich dachte, du wolltest?“
„Nee, das wollte doch... erledigen.“

Ergebnis: Niemand hat‘s gemacht, einer hat sich auf
den anderen verlassen, statt es selbst zu erledigen. Da
gibt‘s aber gleich Mecker für lausiges Karriere-Manage-
ment.

Fast genau so schlimm: Ein wichtiger Geschäftspartner
wird, wie bandintern verabredet, angerufen. Gut.
Er wird allerdings zweimal angerufen, jeweils wegen
derselben Frage, aber von unterschiedlichen Bandmit-
gliedern. Gar nicht gut.

Zum einen ist der Geschäftspartner genervt, zum an-
deren zweifelt er – zu Recht – an eurer Fähigkeit, eure
kleine Kapelle vernünftig zu organisieren. Und wieder
keine Pluspunkte für‘s Karriere-Management.

Völlig klar, was ihr zu tun habt, oder?

Die verschiedenen Aufgaben für die Band
sehr genau auflisten und innerhalb der Band
verteilen.


Und zwar so eindeutig, dass nie wieder Zweifel auftau-
chen, wer wofür zuständig ist.

Von Häuptlingen und Indianern

Ihr kennt den Spruch: „Zu viele Häuptlinge und zu
wenig Indianer“? Er bedeutet, dass es einem Projekt
nicht gut tut, wenn ganz viele Entscheider da sind, aber
kaum jemand, der die Entscheidungen dann auch in
die Tat umsetzt.

Auch in Sachen „Beschlüsse fassen und umsetzen“ ist
wieder eine Grundsatzentscheidung zu treffen: näm-
lich darüber, wie ihr die Entscheidungs-Verantwortung
in der Band regeln wollt. Irgendwer muss die Feder am
Hut haben, sonst zerfranst ihr euch in ewig langen Ent- scheidungsfindungs- Prozessen. Und die kosten – zu
viel – Zeit und Nerven, die ihr anderweitig deutlich
sinnvoller einsetzen könnt.

Im privaten Leben bin ich ein großer Fan von Basisde-
mokratie. Soll heißen: In zwischenmenschlichen Bezie-
hungen wird das gemacht, worauf sich alle als kleins-
ten gemeinsamen Nenner einigen können.

In allen Business– oder business-ähnlichen Projekten
plädiere ich eindeutig für ein anderes Modell:

Existenzielle Grundsatzentscheidungen müssen
von allen Betroffenen einvernehmlich getroffen
werden.


Z. B. die Entscheidung, ob ihr Profi–Musiker werden
wollt oder nicht, müssen alle in der Band hundertpro-
zentig mittragen.

Für die weiteren Entscheidungen im operativen Ge-
schäft gibt es unterschiedliche funktionierende Model-
le.

Entweder wird ein Bandmitglied als „DER Entschei-
der“ auserkoren. Das heißt, bei ihm laufen alle Fäden
zusammen, er – oder natürlich sie – entscheidet, was
wann wie umgesetzt wird.

Dieses Verfahren hat den Vorteile, dass einer immer den
Überblick hat und dass für alle Außenstehenden genau
ein Ansprechpartner vorhanden ist. Die Kompetenzen
sind sehr übersichtlich verteilt. In einer Band wäre die-
ser „Häuptling“ sozusagen der Manager.

Der Nachteil dieses Vorgehens ist, dass es sehr hierar-
chisch strukturiert ist. Es bietet viele Möglichkeiten für
Reibereien und Kämpfchen um „die Macht“. Es kann
zur Demotivierung und zu Desinteresse der nicht-ent-
scheidenden Bandmitglieder führen und zu Überforde-
rung des Entscheiders und zu seiner Ausgrenzung aus
der Gruppe.

Ich plädiere also für folgendes Verfahren:

Jeder hat für seinen speziellen Bereich die
Entscheidungsbefugnis, aber auch die Verant-
wortung.


Die unterschiedlichen – nicht musikalischen – Aufga-
benbereiche werden je nach Eignung und Fähigkeiten
auf alle Bandmitglieder verteilt und zwar so, dass jeder
unter‘m Strich ungefähr gleich viel zu tun hat. Und für
die Kernbereiche jedes Einzelnen hat immer derjenige
Entscheidungsgewalt, der die Hauptverantwortung
dafür übernommen hat.

Der Austausch über den jeweiligen
Stand der Dinge muss natürlich stattfin-
den. Wenn jeder sein eigenes Süppchen
kocht, ohne dass die anderen Bescheid
wissen, bastelt ihr keine sauber rollen-
de „Karriere-Maschine“, sondern eine
zusammengestoppelte Seifenkiste, die
nicht fährt – sondern nur bergab rollt.

Und natürlich können und sollen die
jeweils nicht-hauptverantwortlichen
Bandmitglieder auch um ihre Meinung
und ihren Input gefragt werden.
  • Ein Beispiel:

Der für das Werbematerial Zuständige
sollte nicht einfach alles entwerfen und
in Druck geben, um die anderen dann vor vollendete
Tatsachen zu stellen. Er sollte stattdessen Entwürfe ma-
chen, diese den anderen Bandmitgliedern (und unbe-
dingt auch Außenstehenden – man wird als Bandmit-
glied leicht betriebsblind) vorlegen, ihre Meinungen
und Ergänzungen dazu einholen, die Entwürfe ggf.
überarbeiten und wieder zur Diskussion stellen. Aber
die letzte Entscheidung trifft im Zweifelsfall er. So, wie
er auch für die Einhaltung des Zeitplans bei der Reali-
sierung des Werbematerials zuständig ist, die Endkon-
trolle verantwortet, den Druck beaufsichtigt usw.

Und die anderen Bandmitglieder sollten das dann ak-
zeptieren, ohne zu maulen. Sonst habt ihr wieder Dis-
kussions-Endlosschleifen.

In ihren jeweiligen Verantwortungs-Bereichen wird ja
genau so verfahren. Dort sind sie der Mensch mit der
Feder am Hut.

Selbstverständlich gilt auch bei diesem Modell, dass
wichtige prinzipielle Entscheidungen von allen ge-
meinsam getragen werden müssen.

Dieses Modell hat viele Vorteile: Jeder ist verantwortl-
iches Mitglied eines Projekts, bei dem alle Rädchen
passgenau ineinander greifen, um gemeinsam den Kar-
riere-Motor anzutreiben. Jeder ist auf dem Laufenden
über das Große Ganze und hat dennoch einen klar ab-
gegrenzten Aufgabenbereich.

So ist eindeutig zuzuordnen, wer wofür verantwortlich
zeichnet – wenn es also in einem Bereich hängt, wisst
ihr alle, an wen ihr euch wenden müsst, um nachzu-
haken, woran es denn liegt, und mit vereinten Kräften
Abhilfe zu schaffen.

...

So, da sind wir wieder. Kaum sind 12 Jahre um, habt
ihr Live is Life – allerdings komplett neu – wieder in den
Händen. Wird ja wahrlich auch Zeit. Es hat sich – vor
allem durch das Internet und allem, was damit zusammenhängt
so viel verändert im Musikbusiness, dass
fast nichts mehr ist, wie es mal war:
Der Tonträgermarkt ist massiv eingebrochen und
hat andererseits durch Online-Verkäufe einen ganz
wichtigen neuen Vertriebskanal gefunden.
Das Live-Musik-Business boomt und wird das laut
den Prognosen vieler Trendforscher auch in den nächs-
ten Jahren weiterhin tun.
Der Einfluss großer Video-Sender wie MTV und
Viva ist inzwischen verschwindend gering, Video-portale
wie YouTube oder Sevenload treten ihre Nachfolge
an.
Social-Networking ist selbstverständlicher Bestandteil von Selbstdarstellung und Austausch.
Der Aufwand für Adressenrecherche und Marktanalyse
ist bedingt durch das Internet ein Lacher.
Außerdem bietet das Internet unendlich viele neue Informations-, Promotion- und Networking-Möglichkeiten.
E-Mail ist inzwischen die mit Abstand wichtigste Kommunikationsform zwischen zwei Business-Partnern.
Ein direkter Austausch mit Kollegen, Fans, Arbeits-teams ist durch all die neuen Web 2.0-Medien viel einfacher als noch vor wenigen Jahren.

Früher war ich oft ziemlich erschrocken darüber, wie
wenig sich Musiker für das Musikbusiness interessie-
ren. Aus dieser Erfahrung heraus leitete ich damals Live
is Life
mit folgendem „Märchen“ ein – das so oder leicht
abgewandelt tatsächlich als Zukunftsvision in nicht
wenigen Köpfen junger Musiker herumspukte:

Das Märchen von der Band >> Die weltfremden Traumtänzer<<: Popstar wird man doch von ganz allein, oder?!

Es war einmal... eine Band, die machte einfach nur
tolle Musik. Zweimal in der Woche probte die
Band in ihrem Übungskeller, einem kleinen, muffigen
Raum eines ausrangierten Bunkers. Eines Tages kam
zufällig ein Veranstalter an dem Bunker vorbei, gerade,
als die Tür für einen Augenblick weit offen stand. Er
hörte die tolle Musik und war sofort begeistert. Er bot
der Band viel Geld an, damit sie ein Konzert in seiner
Halle gibt. Leider fanden nur 2.000 Zuschauer Platz in
der Halle, so dass viele Fans, die die tolle Musik auch
unbedingt hören wollten, wieder nach Hause geschickt
werden mussten.

Die Band spielte ihre Musik nun auf der Bühne in der
Halle – einfach so, wie sie sie sonst immer im Übungs-
raum gespielt hatten, und alle fanden das Konzert su-
pergut. Natürlich waren auch viele Journalisten und
zwei Fernsehteams da (denn die Medien wissen ja, dass
es ihre Aufgabe ist, immer am Puls der Zeit zu sein und
über interessante neue Bands zu schreiben, auch wenn
die noch nicht so bekannt sind). Und so druckten viele
kleine und große Zeitungen und Zeitschriften Konzert- kritiken, in denen zu lesen war, wie toll das Konzert der
Band war, die beiden Fernsehsender zeigten Ausschnit-
te, einige Musikzeitschriften druckten auch gleich In- terviews mit der Band, und alle Radiosender spielten
das Demo-Tape der Band den ganzen Tag lang.
Weil so viele Fans ganz traurig und wütend waren, dass
sie das Konzert nicht hatten sehen können, und weil
nun immer mehr Leute die Band sehen wollten, über
die so viel geschrieben und gesendet wurde, mietete
der Veranstalter ein Fußballstadion und bot der Band
noch viel mehr Geld als beim ersten Mal an, damit sie
noch ein Konzert gibt.

Inzwischen hatte es sich natürlich auch bei den großen
Plattenfirmen irgendwie ’rumgesprochen, dass es da
eine Band gibt, die ganz tolle Musik macht. Also mach-
ten sich die Talent-Scouts all der großen Plattenfirmen,
bewaffnet mit Verträgen und Koffern voller Geld, aus
dem ganzen Land auf, um die tolle Band zu sehen. Nach
dem Konzert hatten einige Einkäufer der Tonträgerfir-
men etwas Mühe, noch in die Garderobe der Band zu
kommen, weil schon so viele Journalisten, Veranstalter
und Kollegen von anderen Plattenfirmen dort waren,
um mit der Band zu feiern. Es wurde eine richtig nette
Party, der Veranstalter hatte weder Kosten noch Mühen
gescheut, um auf seine Rechnung alle mit erlesenen
Speisen und reichlich Getränken zu versorgen.
Gegen vier Uhr morgens unterschrieben die Band-
mitglieder dann einen Plattenvertrag bei dem netten
Plattenfirmen-Mann, der ihnen versprochen hatte, sie
dürften so lange mit seinem roten Ferrari fahren, bis
sich jeder einen eigenen leisten kann (was aber nicht
lange dauern würde), und der so tolle Witze erzählen
konnte.

Von dem großzügig bemessenen Vorschuss der Plat-
tenfirma fuhren die Bandmitglieder dann erst mal
ausgiebig in den Urlaub, während ein großer Tournee- veranstalter schon mal die Welt-Tournee der Band vor- bereitete. Als sich alle richtig erholt hatten, spielte die
Band in einem netten Studio in Los Angeles innerhalb
von nur zwölf Monaten ihre erste CD ein, die dann ir-
gendwie auch ziemlich schnell in die Top 10 der Charts
aufstieg.
Als die Tournee dann losgehen sollte, stiegen die Mu-
siker aus ihren Ferraris einfach in die Chartermaschine
der Plattenfirma um und jetteten von nun an von Erfolg
zu Erfolg, ... und wenn sie nicht gestorben sind,
dann jetten sie noch heute.

Die Moral von dieser Geschicht‘, die hat heute noch
Gültigkeit – eigentlich mehr denn je, denn die Zeiten
sind härter geworden:

Den großen To Do-Berg in kleine Hügel aufteilen

Bei den intern zu verteilenden Jobs und Aufgabenberei-
chen für die Karriere eurer Band rate ich zu folgendem
Vorgehen:

Macht eine Liste all dessen, was zu tun ist. Diese Liste
wird sich natürlich im Lauf der Zeit verändern, sie wird
ergänzt oder verändert werden müssen. Andere Aufga-
ben fallen weg, weil ihr z. B. für bestimmte Aufgaben
Business-Partner gefunden habt.

Nicht jeder, der etwas besonders gut kann, tut
es auch gern –und umgekehrt.


Sprecht darüber, wer wozu am meisten Lust hat und
für den jeweiligen Part die besten Voraussetzungen
mitbringt. Die beiden Eigenschaften, eine Tätigkeit zu
mögen und gleichzeitig besonders gut dafür geeignet
zu sein, sind oft - aber nicht immer - in einer Person
versammelt.

Diese Jobs sind auf jeden Fall zu verteilen:

Managementaufgaben
  • Kenntnisse über das Musikbusiness im Allgemeinen,
    Bescheid wissen in der Branche:
    Das ist sehr
    wichtig, um kompetent und konstruktiv mit Business-
    Partnern sprechen zu können, Karriere-Chancen und
    -Risiken gegeneinander abwägen zu können und um
    eure Karriere schon tüchtig auf den Weg bringen zu
    können, bevor Business-Partner zu euch ins Boot steigen.
  • Business-Kontakte: Wer schiebt neue Business-
    Kontakte an und pflegt sie?
  • Finanzen der Band: Wer übernimmt z. B. die Verwaltung der Band-Kasse, kümmert sich um die Buch-
    führung und den ganzen Steuerkrams?
Die Feder für die Finanzen der Band sollte unbedingt
der „Vernünftigste“ unter euch unangefochten am Hut
haben. Denn an dieser Stelle wird jemand gebraucht,
der ein gutes Zahlenverständnis hat, der sparsam mit
Geld umgehen kann, es umsichtig verwaltet, möglichst
nicht zu schnell begeisterungsfähig ist und der sich
nicht so leicht von den Nörgeleien der anderen Band-
mitglieder nervös machen lässt.

Dieser Job in einer Band ist sicher nicht besonders sexy.
Aber ist einer der wichtigsten. Denn je schneller ihr –
auch sparsam – von den Banderlösen leben und je mehr
ihr Investitionen in die Band aus eigener Tasche finan-
zieren könnt, desto länger seid ihr frei und unabhängig.
Ihr könnt euch verwirklichen und selbst entscheidend
alle Weichen Richtung Erfolg selbst stellen.

Der ‚kluge Kaufmann‘ auf diesem Posten wird sich also
sicher das eine oder andere Mal beim Rest der Band
unbeliebt machen. Aber er ist es, der allen finanziell
den Rücken freihält, wenn er seinen Job gut macht oder
schnell einen guten finanziellen Berater ins Boot holt.

Risiken nur eingehen, wenn auch der worst
case finanzierbar ist


An dieser Stelle ein wichtiger Tipp: Wenn ihr ein finan-
zielles Risiko eingeht, solltet ihr das nur tun, wenn ihr
euch auch den schlimmstmöglich eintretenden Fall leis-
ten könnt.

Keinen Neid bei der Verteilung der Gelder
aufkommen lassen


Und noch etwas ist ganz wichtig, In Extremo wiesen
darauf hin: Wenn es Geld innerhalb der Band zu vertei-
len gibt, findet Lösungen miteinander, die keinen Neid
untereinander aufkommen lassen. Achtet hier sehr,
sehr sorgfältig drauf, dass niemand zu kurz kommt,
dass Lösungen gefunden werden, die alle gerecht und
angemessen finden.
  • Rechtliches: Wer ist zuständig für alle vertraglichen
    Fragen? Hält den Kontakt zu euren Rechtsberatern,
    sorgt dafür, dass alle wesentlichen Verträge juristisch
    einwandfrei und aktuell sind? Kümmert sich darum,
    dass eure Online-Präsenzen abmahnsicher sind?
  • GEMA, GVL: Wer kümmerst sich um die GEMA
    und GVL-Anmeldungen und deren Administration?
    Wer kontrolliert – oder lässt vom Profi kontrollieren
    – die Meldungen und Abrechnungen?
  • Versicherungen: Wer kümmert sich um wichtige
    Versicherungen für die Band oder ihre Mitglieder? Als
    da sind: Künstlersozialkasse, Haftpflichtversicherung,
    Diebstahlsversicherung...
  • Koordination: Jemand von euch sollte als Koordinator
    des ganzen ausgeguckt werden. Er ist derjenige,
    der mit seinen Kontaktdaten nach außen als „Bandbü-
    ro“ auftritt und der alles an die intern Zuständigen ver-
    teilt.
Marketingaufgaben
  • Promotionmaterial: Wer layoutet und wer textet
    das Bandinfo, die Plakate, Pressemitteilungen (das
    muss keinesfalls dieselbe Person sein – meistens sind
    gute Grafiker keine guten Texter und umgekehrt) ? Wer
    kümmert sich um Bandfotos? Wer sorgt dafür, dass
    gute Demo-Aufnahmen produziert werden?
  • Online-Präsentation: Wer setzt die Band-Website
    auf, pflegt und wartet sie? Wer tut das Gleiche für den
    MySpace-Account oder andere Portale? Wer „füttert“
    das Band-Blog, wenn ihr eines habt?
  • PR-Arbeit: Wer übernimmt den Kontakt zu den Me-
    dien, stellt Print- und Online-Medienverteiler zusam-
    men, spricht mit den Medienvertretern, bemustert und
    hakt gegebenenfalls nach?
  • Marketing-Ideen: Wer ist der kreative Kopf, sind
    die kreativen Köpfe in der Band, die sich außergewöhn-
    liche Promotion- und Marketing-Ideen ausdenken kön-
    nen? Die Erfahrung zeigt, dass die besten Ideen-Geber
    in der Regel nicht gleichzeitig die besten Ideen-Umset-
    zer sind. Findet also außerdem jemanden für die Um-
    setzung.
  • Umsetzung von Marketing-Ideen: Die – gemeinsam
    verabschiedeten – Ideen müssen auch in die Praxis um-
    gesetzt werden. Wer kümmert sich zuverlässig darum?
  • Fan-Bindung: Wer kümmert sich um den Kontakt
    zu den Fans, denkt sich neue Ideen zur Fangewinnung
    oder -bindung aus? Und wer ist für die Umsetzung der
    Ideen zuständig?
  • Monitoring: Wer sammelt Pressemeldungen, re-
    cherchiert im Internet auf Veröffentlichungen über die
    Band hin?
Booking und Logistisches
  • Wer ist für das Booking zuständig? Wer von euch
    bucht eure Konzerte und Tourneen? Wer also recher-
    chiert die Veranstalter, kontaktet und bemustert sie,
    handelt die Deals aus, kümmert sich darum, dass die
    Verträge rechtzeitig zum Veranstalter hin und von ihm
    wieder zurückkommen? Natürlich muss derjenige auch
    veranlassen, dass immer genügend aktuelles Promoti-
    on-Material vorrätig ist, es also selbst oder bei eurem
    dafür zuständigen Bandmitglied „bestellen“.
  • Crew-Engagement: Wer plant und koordiniert die
    Crew für die einzelnen Konzerte?
  • Equipment: Wer hat dafür zu sorgen, dass das Band-
    Equipment vollständig und intakt ist?
  • Transport: Wer kümmert sich darum, dass der Band-
    bus heil und fahrbereit ist (TÜV, Ölwechsel...) bzw. um
    die rechtzeitige (!) Miete eines Fahrzeugs, wenn ihr kein
    eigenes habt? Und: Wer fährt? Diese Frage ist sowohl
    für die Hin- als auch vor allem für die Rückfahrt von
    einem Konzert unbedingt vorab zu klären. Und völlig
    klar muss sein: Wer fährt, bleibt nüchtern!
  • Tour-Management: Wer übernimmt auf Tour die
    Rolle des Ansprechpartners (Tourmanager, Technischer
    Leiter) für den örtlichen Veranstalter? Ihr könnt diesen
    Part auch aufteilen: Einer von euch ist für alle organisa-
    torischen Fragen vor Ort zuständig, ein anderer für die
    technischen.
Je konkreter ihr die Aufgaben verteilt, desto sicherer ist,
dass sie termingerecht ausgeführt werden, weil einer-
seits nicht dauernd einer vom anderen annimmt, dass
der sie erledigt, und andererseits jeder weiß, dass er die
„Schuld“ nicht auf andere schieben kann, wenn was
schief läuft.

Aus Versehen wird kein Musiker, keine Band zum Top-Act. Ihr müßt eine Menge dafür tun.

Auf dem Weg dahin benötigt ihr viel Fleiß, Ehrgeiz,
Biss, Durchhaltevermögen, Treppenterrier-Mentalität,
Kreativität auch im nicht-musikalischen Bereich – und
natürlich Talent, verbunden mit dem nötigen Quänt-
chen Glück.
Aber wie so vieles andere hat sich auch offensichtlich
die Einstellung der Musiker verändert: Ich habe bei der
Recherche für das neue Live is Life mit vielen Künstlern
gesprochen. Top-Acts und Newcomern. Und war über-
rascht, wie fit selbst Newcomer inzwischen in Sachen
Business sind und wie ernsthaft sie an allen Stellknöpfen
ihrer Karriere drehen.
Mit dem Wissen, auf deutlich offenere Ohren zu stoßen
als vor 12 Jahren, macht‘s natürlich gleich noch mehr
Spaß, Live is Life zu überarbeiten. Also, auf geht‘s.

Das Bandbüro - professionell und gut organisiert

Boah, wie laaangweilig – Bürozeugs. Nö, muss gar
nicht so sein. Ich bin auch nicht gerade ein Listenfan,
hab aber die Erfahrung gemacht, dass ich weniger Zeit
mit Administration zubringen muss, wenn ich mein
Office halbwegs vernünftig organisiere.

Und in der Außenwirkung macht es einfach einen deut-
lich professionelleren Eindruck, wenn terminliche Ver-
abredungen eingehalten werden und ihr euer – profes-
sionell gestaltetes (!) – Promotion-Material nicht ohne
Begleitkärtchen oder -brief rausschickt.

Im Folgenden also ein paar konkrete Tipps für die Pra-
xis:

Telekommunikation

Dass ihr mindestens eine Band-E-Mail-Adresse habt,
versteht sich eigentlich von selbst. Fast alle geschäftlichen
Kontakte laufen heutzutage über dieses Medium,
ohne geht wirklich gar nicht mehr.

Wenn möglich, versucht für die Band eine E-Mail-Adres-
se zu schaffen, die nicht über einen der Free-Provider
(gmx, web.de...) läuft. Mails mit Absender-Endungen
wie gmx.de, web.de o. Ä. landen bei vielen Empfängern
blöderweise oft gleich im Spam-Filter.

Wenn ihr eine eigene Website mit eigener Domain habt,
ist das aber sowieso kein Problem – bei jedem Hosting-
Paket, das ihr erwerbt, sind E-Mail-Adressen automa-
tisch dabei.

Na ja, und dass ihr regelmäßigen Zugang zu einem
Computer haben müsst, um die E-Mails zeitnah abzu-
rufen und zu beantworten, versteht sich inzwischen
wohl von selbst.

Auch für möglichst häufige telefonische Erreichbarkeit
solltet ihr sorgen. Hängt für die Zeiten, in denen ihr
nicht im Bandbüro seid, einen Anrufbeantworter hin-
ter euer Telefon. Besser noch: Legt eine automatische
Rufumleitung zu einem eurer Handys. Das bedeutet,
dass es im Bandbüro klingelt und das Gespräch auto-
matisch auf dem angegebenen Handy landet, wenn
nach einigen Klingelsignalen niemand dran geht. Dann
müssen eure Gesprächspartner nicht auf die Maschine
babbeln und dringende Sachen können wirklich sofort
besprochen werden.

Aber Vorsicht: Die Gesprächsgebühren für umgeleite
Anrufe sind recht teuer. Und zwar sowohl für den An-
rufer als auch für den Angerufenen. Haltet solche Ge-
spräche also möglichst kurz und ruft lieber zurück.

Und ob sich insgesamt eine Telefon-Flatrate für die
Band lohnt, müsst ihr einfach ausprobieren. Durch die
vielen E-Mails kann es sein, dass euer Telefonaufkom-
men so niedrig ist, dass ihr mit einem normalen Tarif
und Billig-Vorwahlen günstiger fahrt.

Über die Frage, ob man heutzutage noch ein Fax
braucht, lässt sich streiten. Ich find‘s ganz praktisch,
denn Verträge sollte man keinesfalls per E-Mail machen
und alles über die normale Post zu schicken, ist ja auch
lästig. Von solchen Dingen wie kurz vor Toresschluss
vom Veranstalter gefaxten statt rechtzeitig per Post
zurückgeschickten Veranstaltungsverträgen mal ganz
abgesehen, ohne deren Erhalt ihr ja sicher nicht losfah-
ren würdet – wenn ihr schlau seid. Und manchmal will
einem vielleicht jemand einen Presseartikel oder Ähnli-
ches zukommen lassen, der keinen E-Mail Account hat
oder der keine Lust hat, ihn einzuscannen. Dann bietet
sich ein Fax als Kommunikationsmedium auch an. Am
preisgünstigsten und Platz sparendsten fahrt ihr wahr-
scheinlich, wenn ihr das Faxen über eine Software löst
statt euch ein richtiges Faxgerät zu kaufen.

Büro-Organisation

Terminkalender der Band: Schreibt alle die Band betreffenden Daten rein. Zum einen die bereits fest gebuchten
Konzerte und Promo- oder sonstigen Business-Termine,
sowie
die „Bleistift-Termine“, also z. B. optionierte Konzert-
Die Band intern Aufgabenverteilung in der Band
Termine, die ihr einem Veranstalter bereits als möglich
zugesagt habt, die aber noch nicht fest bestätigt sind. So
vermeidet ihr Doppelbuchungen und verhindert, dass
ihr vergesst, rechtzeitig nachzuhaken.

Notiert hier auch die Sperr-Termine einzelner Bandmit-
glieder.
Das sind die Tage, an denen einer oder mehrere
von euch keine Zeit für die Band haben, weil Oma Ge-
burtstag hat oder sonst was. Es ist oft schwierig und
außerdem Energieverschwendung, einmal gebuchte
Termine umzubuchen. Und bei Konzertveranstaltern
oder Medien macht das überhaupt keinen guten Ein-
druck.

Computer und Peripherie

Ich werde hier ganz sicher keine Grundsatzdiskussion
zum Thema „Mac oder PC“ anfangen und auch keine
Tipps geben, welcher Computer in welcher Konfigura-
tion es denn sein sollte.

Wahrscheinlich ist das Gros von euch bummeli-
ge 15 bis 30 Jahre jünger als ich und schon mit
‘ner Mouse in der Hand auf die Welt gekommen.
Insofern werde ich mich hüten, euch was über
Computer erzählen zu wollen. Von mir gibt‘s
hier nur ein paar Praxis-Tipps, wie ihr die Kisten
für euer Band-Büro effizient nutzen könnt.
  1. Räumt den Rechner auf. Und lasst ihn aufgeräumt.
    Packt alles übersichtlich in verschiedene
    Ordner, die vernünftige Bezeichnungen
    haben. Die Zeit, in denen Ordner- oder Dateinamen
    nur acht Zeichen haben durften und deshalb
    „gmfhtzhd“ oder so genannt wurden, heißt
    „Steinzeit“. Geht immer davon aus, dass im Krankheits-
    oder Urlaubsfall des eigentlich Zuständigen jeder aus
    der Band sich schnell auf dem Desktop zurechtfinden
    können muss.

  2. Ihr braucht ein vernünftiges Bildbearbeitungs-
    programm. Die erste Wahl heißt natürlich Photoshop,
    kostet aber tüchtig. Allerdings kann man ältere Versi-
    onen davon, die auch schon fast alles können, günstig
    bei ebay oder so ‚schießen‘. Aber es gibt auch schon ganz
    nette Bildbearbeitungen gratis oder als Shareware.
    Merken: Bilder, die gedruckt werden sollen, sollten, zu-
    mindest in der Farb- oder Graustufenvariante immer
    mit 300 dpi (dpi = dots per inch) gespeichert werden.
    Für eine Online-Präsentation oder um sie per Mail rum-
    zureichen, reichen 72 dpi völlig aus.

  3. Wenn sich jemand von euch mit grafischer Gestal-
    tung auskennt, wäre es gut, ein DTP-Programm (DTP =
    DesktopPublishing = Layoutprogramm) zu haben. In-
    Design von Adobe
    heißt die plattformübergreifende First
    Class, aber auch hier gibt‘s schon über Shareware einige
    „Economy Class“-Lösungen. Wenn keiner von euch
    Ahnung von Layout hat: Finger weg, nicht selber ma-
    chen, Profis suchen. Mit Glück im Freundeskreis fündig
    werden und ein schickes Bandinfo-Layout gegen ein
    Geburtstagsständchen tauschen oder die Layout-Ge-
    schichten tatsächlich vom Profi kaufen. Täuscht euch
    nicht darüber, wie wichtig das professionelle Aussehen
    eurer Promo-Materialien für euren Banderfolg ist.

  4. Richtig cool wär‘s natürlich, wenn jemand von
    euch in html und css und am besten noch in php pro-
    grammieren könnte, dann könnt ihr eure Website selbst
    bauen und seid nicht auf die Hilfe von Profis angewie-
    sen. Wenn das nicht der Fall ist, rate ich dazu, keine
    normale Website zu erstellen, sondern einen Blog zu
    schreiben und einen cool gestalteten und regelmäßig
    gepflegten (!) MySpace-Account anzulegen. Das reicht
    völlig und ist oft sogar effizienter für eine Band als eine
    „normale“ Website.
Wer schreibt, der bleibt

Hier noch ein paar Tipps, wozu ihr euch möglichst immer
Notizen machen solltet:

Kontakt-Datenbanken – Wissenswertes über
Geschäftspartner:
Legt per Excel, besser noch
per Access (auf dem PC, adäquate Programme
gibt‘s natürlich auf für den Mac) eine Datenbank
all eurer Businesskontakte an:
  • Agenturen
  • Berater
  • Blogs
  • Dienstleister
  • Fans
  • Freunde
  • Hotels
  • Kollegen (also andere Bands und Musiker)
  • Lieferanten
  • Locations
  • Managements
  • Musikverlage
  • Online-Medien
  • Passwords für die verschiedenen Foren und Portale
  • Printmedien
  • Radiosender
  • Tonträgerfirmen
  • TV-Sender
  • Veranstalter u. m.
Legt die Datenbank so an, dass ihr sie jederzeit pro-
blemlos um weitere Tabellen und Felder ergänzen
könnt, ihr werdet feststellen, dass ihr am Anfang noch
nicht an alles denkt, worüber ihr später Informationen
bekommt, die ihr archivieren möchtet.

Von allen braucht ihr natürlich Vor- und Zuname des
Ansprechpartners, vielleicht seine Position/Funktion,
Name des Unternehmens, die Postanschrift, alle Tele-
fon-, Fax- und Handynummern, die E-Mail-Adresse
und die URL der Website.

Legt unbedingt ein „Wiedervorlage“-Feld mit an, in
dem ihr notieren könnt, wann ihr euren Business-Part-
ner wieder kontakten wollt, bzw. wann er sich wieder
melden will. Vergessene Termine sind ebenso doof wie
zu häufiges Nerven.

Und hey: Seid zuverlässig! Wenn ihr gesagt habt, ihr
ruft am 18. um 15.00 Uhr an, dann tut das. Ihr werdet
euch wundern, wie viele Pluspunkte ihr mit dieser
simplen Tugend sammeln könnt. Und viele Konzerte
oder andere wichtige Deals kommen wirklich nur des-
halb nicht zustande, weil einer der beiden Partner sich
nicht an terminliche Absprachen hält.

Auch „Notizen“-Feld für Gesprächsnotizen oder per-
sönliche Denk-dran-Zettel nicht vergessen.

Eure Veranstaltungsverträge könnten ebenfalls prima
über eine Datenbank administriert werden.

Zur Not tut‘s auch eine Outlook-Datei, aber da habt ihr
nicht so viele Möglichkeiten der Feldeingaben. Und
spätestens bei den Verträgen geht‘s mit Outlook nicht
mehr.

Welche Daten archivieren?

Im Folgenden ein paar Anregungen, was von wel-
chen Partnern über das bisher Genannte hinaus
wissens- und merkenswert sein könnte. Fischt euch
einfach das heraus, was ihr für sinnvoll haltet und
ergänzt selbst:

Veranstalter/Venues:
Geeignet für welche Musik-
stile, Live-Musik an welchen Wochentagen (wichtig
für Tourneeplanung), Publikumskapazität, durch-
schnittliche Eintrittspreise, Gagenhöhen und Arten
der Deals, bei Festivals usw.: Termine, Material ge-
schickt am, wann schon dort gespielt zu welchen
Konditionen, PA vorhanden?, Raumbesonderhei-
ten, die für euch wichtig sind...

Medienpartner: Hierzu gehören Printmedien bzw.
Journalisten, Radiosender und -redakteure, TV-
Sender und -redakteure, Online-Medien und -re-
dakteure:
Art des Mediums (z. B. Musikzeitschrift,
Jugendzeitschrift, Stadtmagazin, Tageszeitung,
Fanzine, TV-Sender, Radiosender, Online-Medium,
Podcast, Blog...), überregional oder regional rele-
vantes Medium? Für welche Musikrichtungen inte-
ressant? Erscheinungshäufigkeit und -termin, Auf-
lagenhöhe bzw. Reichweite, für euch interessante
Ressorts oder Redaktionen, Redaktionsschluss z. B.
für Tourdaten, Reviews/Rezensionen möglich?

Bei Radio-Sendern: Wann auf Sendung? Eigenes
Musikformat oder wird Mantelprogramm eines
übergeordneten Senders übernommen? Interviews
möglich? Name der Sendungen, in denen Musik-
einsätze möglich sind, auch Live-Bands im Studio
oder nur Musik von Konserve? Macht der Sender
auch Live-Events? Werden Honorare gezahlt (die
Öffentlich-Rechtlichen Fernsehsender zahlen in der
Regel, wenn Bands ins Studio eingeladen werden)?
Werden Veranstaltungshinweise gesendet?

Sonstige Businesspartner: Dazu gehören Agenturen,
Tourneeveranstalter, Musikverlage, Tonträgerfirmen,
freie Promoter, Lieferanten, Berater,
Dienstleister, Fans
..., eben alle, die oben nicht ge-
nannt wurden. Ein paar Stichworte, die nicht auf
alle der genannten Gruppen zutreffen. Aber wenn
es zutrifft, ist es gut, das über diese Businesspartner
zu wissen:
  • Für welche Bands arbeitet die Firma? Also für
    Bands welcher Musikrichtungen, Größenordnung
    im Sinne kommerziellen Erfolgs, Nationalität. Bei
    welchen Tonträgerfirmen sind diese Bands unter
    Vertrag?
  • Für wie viele Bands arbeiten insgesamt wie viele
    Mitarbeiter? Das lässt Rückschlüsse darauf zu, wie
    intensiv sich der einzelne Mitarbeiter im Falle einer
    Zusammenarbeit auf die Arbeit für eure Band kon-
    zentrieren kann.
  • Arbeitet die Firma international, bundesweit
    oder regional begrenzt?
  • Seit wann gibt es diese Firma? Das lässt ver-
    schiedene Rückschlüsse zu: Wie dicht ist das Netz
    der Geschäftskontakte dieser Firma? Wie viel Erfah-
    rung hat das Unternehmen in seinem Business? Ist
    es erfolgreich?
  • In welchen Bereichen ist das Unternehmen tätig?
    Im Musikbusiness ist es oft so, dass eine Company
    z. B. als Booking-Agentur, Management und Musik-
    verlag tätig ist. Das lässt Rückschlüsse darüber zu,
    inwieweit eine Ausweitung einer möglichen Zu-
    sammenarbeit später denkbar ist, ob und wie gut z.
    B. eine Agentur euch auch in anderen Bereichen eu-
    res Artist Developement behilflich sein kann oder
    nicht.

  • Gesprächsmemos: Wenn ihr geschäftliche Gespräche
    führt, egal ob untereinander oder mit Dritten, soll-
    te sich immer jemand die Mühe machen, zumindest
    stichwortartig das Wichtigste zu protokollieren. Diesen
    Zettel hebt ihr dann so auf, dass ihr ihn jederzeit wie-
    derfindet. Es passiert dann nicht mehr dauernd, dass je-
    mand sagt: „Das hatten wir aber anders abgesprochen.“
    oder: „Darüber haben wir doch noch gar nicht geredet,
    oder?“. Spart ‚ne Menge Ärger, auch wenn‘s Mehrarbeit
    ist. Macht außerdem bei jedem einen professionellen
    Eindruck. Nach Themen oder Gesprächspartnern oder
    nach Datum sortieren.

    Ideen-Sammel-Stelle: Oft hat man nach dem fünften
    Bier die witzigsten Ideen für Promotion, Image, Outfit
    oder sonst was, von denen etwa zwei Prozent nüchtern
    dann immer noch gut sind. Vieles kann man nicht gleich
    umsetzen. Notieren, sammeln, damit ihr die Ideen bei-
    zeiten abrufen oder von ihnen ausgehend weiterspinnen
    könnt.

    Apropos sammeln: Sicher bekommt auch ihr ab und
    an Werbung von PA-Firmen, Musikmessen, Literatur
    über Musik, Versicherungen... zugeschickt. Man neigt
    dazu, das alles gleich wegzuwerfen, weil man im Mo-
    ment nichts damit anfangen kann oder nicht weiß, wo-
    hin damit. Oft könnte man genau dieses Angebot dann
    später gut gebrauchen und findet die Firma auch per
    Googlen nicht gleich wieder. Also: Vielleicht doch nicht
    alles gleich wegschmeißen, sondern in einem Kartön-
    chen oder gar einem Ordner sammeln.

    Live is Life

    Fit fürs Live-Musikbusiness

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    In diesem Blog ist das Buch Live is Life - Fit fürs Live-Musikbusiness im Volltext zu finden. Zum Inhalt:

    Rockstar wird man von allein? Um Karriere als Musiker zu machen, braucht man nur tolle Konzerte mit wilder Musik zu spielen?

    Irrtum.
    Live is Life richtet sich an alle Musiker und Bands, die auch nicht an diese Märchen glauben. An jene, die was tun wollen, um die Karriere zu pushen, die aktiv an den Business-Rädchen ihres Musiker-Daseins drehen wollen.

    Ihr findet in diesem Blog aus der Praxis für die Praxis
    Infos und Tipps zu allem, was Bandintern geklärt und bearbeitet werden muss,
    zur Konzeption von Bühnenshows,
    zur Promotion und zum Networking,
    zum Buchen und Promoten von Konzerten und Tourneen,
    zu Gesprächsführung,
    zu Veranstaltungsverträgen und
    zu den Aufgaben der verschiedenen Business-Partner eines Musikers oder einer Band.

    Und viele der Tipps stammen direkt von erfolgreichen Künstlern und kompetenten Business-Experten.

    Das Blog soll Raum geben für eure Ergänzungen, Kommentare, Fragen. Tauscht euch aus, lernt voneinander und unterstützt euch.

    Hey, viel Erfolg für euch.
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    Über die Autorin

    Elke Fleing begleitete und beriet als Managerin, Tourpromoterin und Musikverlegerin 14 Jahre lang Musiker und Musikautoren in allen Bereichen ihrer Karriere, leitete Workshops und veröffentlichte 1995 die erste Ausgabe des Sachbuchs Live is Life.

    In den folgenden sechs Jahren stieg sie hauptberuflich ins Marketing ein: als Texterin, Bloggerin, Web-Entwicklerin & Marketing-Beraterin.

    User Status

    Du bist nicht angemeldet.

    Status

    Online seit 6442 Tagen
    Zuletzt aktualisiert: 22. Jan, 15:47

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